Schlacht von Pydna


Mondfinsternis
vor der Schlacht bei Pydna

Di 21.Juni 168 v.Chr.



Foto: Anthony Ayiomamitis


Livius 44,37:

verkündete der Militärtribun der zweiten Legion, Gaius Sulpicius Gallus... den Soldaten, nachdem er sie zur Versammlung gerufen hatte, dass in der nächsten Nacht - damit niemand dies als Wunderzeichen aufnehme - von der zweiten bis zur vierten Stunde der Nacht der Mond verschwinden werde.
Weil dies nach naturgegebener Ordnung zu bestimmten Zeiten geschehe, könne es sowohl vorher gewusst als auch vorhergesagt werden.

Als in der Nacht vor dem 4.September (?) der Mond zur angekündigten Stunde sich verfinsterte, schien den römischen Soldaten die Weisheit des Gallus beinahe göttlich...

Die Makedonen erschütterte es wie ein unheilvolles Zeichen vom Himmel, das den Untergang ihres Königreiches und das Verderben ihres Volkes ankündigte; und nicht anders erging es ihren Sehern.
Im Lager der Makedonen gab es Geschrei und Geheul, bis der Mond mit seinem Licht wieder zum Vorschein kam.


Dr. J.Zech S.50:

Nach Livius
hat nun aber die Finsternis stattgefunden von der zweiten bis zur vierten Nachtstunde,

nach Plutarch begann die Verfinsterung plötzlich bei Beginn der Nacht,
als sich die Soldaten zur Ruhe begeben wollten.

Cicero sagt noch unbestimmter,
in einer heiteren Nacht habe sich der glänzende Vollmond plötzlich verfinstert.

Nach der Rechnung ging der Mond in Pydna verfinstert auf...


 Bild von:
de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Pydna
 


Als genaue Position des römischen Lagers
nehme ich an: 22,4337°Ost / 40,2568°Nord.
Das ist ein Hügel südlich des Flusses Aeson.


"Schlacht von Pydna" - schaut man sich das bei wikipedia an, so findet man zunächst diese These:

die Mondfinsternis war am Abend des 21.Jun 168 v.Chr., die Schlacht dann am 22.Juni.

Diese Auffassung vertraten schon Astronomen des 19.Jahrhunderts.

Stets hat man sich aber ein wenig gewundert, denn die Überlieferung sagt ja, dass die Finsternis am Ende des Sommers gewesen sei. Das ist der 21.Juni sicher nicht.
Und der Vollmond soll hell leuchtend aufgegangen sein - und sich dann erst plötzlich verfinstert haben.

Die moderne Rechnung ergibt aber stets:
diese Finsternis hätte lange vor Mondaufgang begonnen - und der Mond wäre hochgradig oder total verfinstert aufgegangen !

Das ist ein ernster Widerspruch zur Überlieferung.


Allerdings kommt jetzt meine Rechnung und die ergibt:

am 21.Jun 168 v.Chr. bei Pydna:
SU 19.28 MOZ, MA 19.19 h, Mond sichtbar ab 19.23 h,
Beginn der Finsternis 19.36 h, total 20.42-22.20 h.

Das entspricht genau der Überlieferung, wonach der Mond hell leuchtend aufgegangen sei
und sich dann plötzlich verfinstert habe.

Deshalb glaubte auch ich lange an diese Finsternis vom 21.Juni 168 v.Chr.


Allerdings soll die Mondfinsternis ja am Ende des Sommers gewesen sein,
und Livius 44,37,8 sagt ganz bestimmt:
In der Nacht vor dem 4.September...

Ein Problem für uns:
das war nicht der 4.September im julianischen Kalender, denn der wurde ja erst 46 v.Chr. eingeführt.

Die Bibel (1.Makkabäer 8.1-5) sagt auch etwas wichtiges:
Es hörte aber Judas von den Römern, daß sie sehr mächtig wären und fremde Völker gern in Schutz nähmen...
und daß sie neulich den König von Chittim, Philippus, und hernach seinen Sohn Perseus überwunden hätten...

Judas regierte in Judäa 165-159 v.Chr.

Die Worte könnten andeuten, dass der Sieg der Römer über Philippus kurz vor dem Regierungsantritt des Judas war und der Sieg über Perseus noch danach.
Denn jetzt (nach dem Sieg der Römer über Perseus) schloss Judas ein Bündnis mit den Römern - etwa 161 v.Chr.

Dies sind Indizien (aber kein Beweis) dafür, das der römische Sieg über Perseus und die Mondfinsternis nach dem Regierungsantritt des Judas gewesen sein könnte, also nach 165 v.Chr.


Ich hatte die Mondfinsternis vom Abend des 3.Okt 164 v.Chr. schon lange gekannt -
aber auch lange beiseite geschoben.

Livius sagt ja:
in der Nacht vor dem 4.September.

Ist der 4.September von damals vielleicht der 4.Okt 164 v.Chr. im julianischen Kalender ?

Meine Rechnung ergibt:

am 3.Okt 164 v.Chr. bei Pydna: 
SU 17.45 MOZ,
MA 17.40 h,
Mond sichtbar ab 17.43 h,
Beginn der Finsternis 17.30 h,
total 18.32-20.01 h.

Diese Finsternis erfüllt die Bedingungen nur in etwa.

Und ein kleiner Makel bleibt: die Finsternis beginnt kurz vor Mondaufgang statt danach. 


Nun wird bei wikipedia noch eine andere Möglichkeit vorgeschlagen:

die gesuchte Mondfinsternis war am Abend des 2.Sep 172 v.Chr. ?

Plädiert wird für diese Finsternis,
weil sie ja eher "am Ende des Sommers" liege als die des 21.Jun 168 v.Chr.
Das ist schon richtig.

Und weil die Soldaten bei Mondaufgang und Sonnenuntergang am 21.Jun 168 v.Chr. sicher noch nicht geschlafen hätten !

Das haben sie sicher noch nicht - und niemand hatte sowas behauptet.
Sie haben das Nachtlager hergerichtet.
Ja, das macht man bei Sonnenuntergang. Ob man dann gleich schläft ist eine andere Sache.

Diese Mondfinsternis des 2.Sep 172 v.Chr. begann aber erst um 23.05 h MOZ und endete erst um 2.20 h. Das ist meine sichere Rechnung.

Das widerspricht völlig der Überlieferung, denn die Finsternis soll ja bei Beginn der Nacht begonnen haben und war total von der 2. bis 4.Stunde der Nacht, also lange vor Mitternacht.


Wir haben drei Möglichkeiten
für die Mondfinsternis vor der Schlacht bei Pydna:

21.Jun 168 v.Chr.

03.Okt 164 v.Chr.

02.Sep 172 v.Chr.

Ich bin überzeugt:
die 3. Möglichkeit muss ausscheiden, da sie am wenigsten mit der Überlieferung übereinstimmt.
Klopfen wir deshalb die ersten zwei Möglichkeiten noch weiter ab.


Die Finsternis soll ja vorhergesagt worden sein.

Die einfachste Möglichkeit wäre mit der dreifachen Sarosperiode = 19756 Tage - 1 h.
Das sind 54 Jahre + etwa 33 Tage.

Für eine Finsternis am 21./22.Juni 168 v.Chr. müsste es auch eine geben am 20./21.Mai 222 v.Chr.

Ich rechne für Rom:

Mondfinsternis am 21.Mai 222 v.Chr., total 0.35-2.20 h. Damit kann man eine Mondfinsternis für die Nacht des 21./22.Juni 168 v.Chr. leicht vorhersagen. Als Uhrzeit wäre etwa Mitternacht (in Rom) zu erwarten.

Die Finsternis 1 Sarosperiode später wäre am 31.Mai 204 v.Chr. -
sie beginnt erst am Morgen nach Monduntergang und deshalb nicht zu beobachten.

Und wieder 1 Sarosperiode später wäre am 11.Jun 186 v.Chr. -
die Finsternis ist am Nachmittag und kann ebenfalls nicht beobachtet werden.

Die Vorhersage wäre deshalb nur aufgrund der Finsternis vom 20./21.Mai 222 v.Chr. möglich
und müsste lauten: totale Mondfinsternis in der Nacht zum 22.Jun 168 v.Chr. etwa um Mitternacht.
Vielleicht etwas früher, vielleicht auch etwas später - aber in dieser Nacht.


Für eine Finsternis am 3./4.Oktober 164 v.Chr. müsste es auch eine geben am 1./2.Sep 218 v.Chr.

Ich rechne für Rom:

Mondfinsternis am 1.Sep 218 v.Chr., total 17.39-18.54 h. Damit kann man eine Mondfinsternis für den Abend des 3.Okt 164 v.Chr. vorhersagen. Als Uhrzeit wäre etwa 18 h (in Rom) zu erwarten.

Eine Sarosperiode später geschieht eine totale Mondfinsternis am 12.Sep 200 v.Chr. um 2.13 h MOZ (in Rom).
Auch aus dieser könnte man ebenso folgern, dass am 3.Okt 168 v.Chr. eine totale Mondfinsternis geschehen würde - vielleicht gegen 18 h (in Rom).

Wieder 1 Sarosperiode später ist eine Finsternis am 23.Sep 182 v.Chr., die geschieht aber am Vormittag und ist nicht zu beobachten.

Hier hat man also 2 Möglichkeiten und beide lassen erwarten:
totale Mondfinsternis am 3.Okt 164 v.Chr. etwa gegen 18 h (in Rom).
Der Mond würde vielleicht total verfinstert aufgehen - oder das Maximum wäre kurz zuvor oder danach.


Ein Ergebnis: 

die von Livius angegebene Uhrzeit (2.- 4.Stunde der Nacht) kann nicht vorhergesagt worden sein -
sondern ist offenbar durch die tatsächliche Beobachtung gegeben.

Dann wäre die Vorhersage für den 21./22.Juni 168 v.Chr. einfach und sicher:
die Finsternis wird um Mitternacht sein - und wenn sie 1 oder 2 Stunden anders fiele,
dann ist das trotzdem in der Nacht und ohne Probleme.

Schwieriger wäre es mit der Vorhersage für den Abend des 3.Oktober 164 v.Chr.:
Der Mond könnte total verfinstert aufgehen -
und mit etwas Pech wäre die Totalität bei Mondaufgang schon vorbei.
Nur mit sehr viel Glück wäre die Totalität (besonders in Griechenland) erst nach Mondaufgang.

Das ergibt schon ein Plus für die Mondfinsternis des 21.Juni 168 v.Chr.


Am 21./22.Jun 168 v.Chr. ist die Nacht bei Pydna 8h 55min lang.
1 Nachtstunde wäre etwa 44,5 Minuten lang.

SU 19.28 h
1 h 20.13 h
2 h 20.57 h
3 h 21.42 h
4 h 22.26 h
5 h 23.11 h
6 h 23.55 h


Mitternacht ist um etwa 23.55 h MOZ.

Die Totalität beginnt um 20.42 h, das wäre tatsächlich in der 2. Nachtstunde.

Die Totalität endet um 22.20 h, das wäre tatsächlich noch in der 4. Nachtstunde.


Am 3./4.Okt 164 v.Chr. ist die Nacht bei Pydna 12h 12min lang.
1 Nachtstunde wäre 61 Minuten lang.

SU 17.45 h
1 h 18.46 h
2 h 19.47 h
3 h 20.48 h
4 h 21.49 h
5 h 22.50 h
6 h 23.51 h


Mitternacht ist um etwa 23.51 h MOZ.

Die Totalität beginnt um 18.32 h, das wäre noch in der 1. Nachtstunde.

Und die Totalität endet um 20.01 h, das wäre die 3. Nachtstunde.

Das entspricht nicht ganz der Überlieferung.

Zudem hatte diese Finsternis bei MA schon begonnen, was auch der Überlieferung widerspricht.
Sie soll erst danach beginnen !

Erneut haben wir einen Pluspunkt für die Mondfinsternis vom 21.Jun 168 v.Chr.


Eine Unstimmigkeit gibt es aber noch:

Livius sagt, die Schlacht von Pydna sei am Ende des Sommers gewesen - und zwar am 4.September.

Vielleicht ist das Datum richtig - und Livius meinte, der 4.September wäre doch am Ende des Sommers.
So denken wir ja heute auch.

Das Problem:
damals gab es den julianischen Kalender noch nicht -
und wir wissen nicht, welcher Tag im julianischen Kalender wirklich gemeint wäre.

Weiter ist unwahrscheinlich, dass das römische Heer im Herbst nach Griechenland kommt,
um dort Krieg zu führen.

Somit bleibt der 21.Jun 168 v.Chr. (im julianischen Kalender)
das wahrscheinlichste Datum für die gesuchte Mondfinsternis.

Krebs Sternzeichen Krebs
Sommersonnwende
So 26.Jun 168 v.Chr.

 


Das Problem - 21.Jun 168 v.Chr. oder 3.Okt 164 v.Chr. ? 

habe ich ja selbst geschaffen,
angeregt aber durch Livius, der da sagt, der Sieg über Perseus sei am 4.September gewesen.

So will ich dies Problem auch selbst lösen.



Am 21.Jun 168 v.Chr. ging bei Pydna der Mond auf um 19.19 h MOZ und wurde sichtbar um 19.23 h.
Das ist meine sichere Rechnung.
Gemäß dieser modernen Rechnung wäre der Mond ja hochgradig oder total verfinstert aufgegangen.
Das widerspricht völlig der Überlieferung.


Gemäß der Nasa Eclipse Web Site wäre der Mond bei Pydna total verfinstert ab 19.30 h MOZ. Der Mond wäre somit nahezu total verfinstert aufgegangen.

Etwas stimmt hier nicht:
die Überlieferung - oder die moderne Rechnung !


 
 


Dieses Bild gibt in etwa meine Rechnung wieder.

Der Mond wurde um 19.23 h MOZ sichtbar, wurde immer heller -
bis er sich um 19.36 h plötzlich zu verfinstern begann.

Das ist meine Rechnung und so sagt es auch die Überlieferung.

Auf meine Rechnung kann ich vertrauen, denn ich habe sie bis 4277 v.Chr. zurück überprüft.
Niemand sonst war bisher dazu in der Lage gewesen.


Weitere Überlegungen
zur Mondfinsternis vor der Schlacht bei Pydna


 

 168 v.Chr. - ein Komet war erschienen


aus Band V:

 


Die zwei Makkabäer-Bücher in der Bibel berichten von diesem Kometen 168 v.Chr. und dass König Antiochus genau zu dieser Zeit nach Ägypten zog und es besiegte.

1.Makkabäer 1.21:
Als aber Antiochus in Ägypten gesiegt hatte
und wieder heimzog im 143.Jahr,
reiste er durch Israel...  

Bei wikipedia lesen wir über Antiochus Epiphanes:
169/168 v.Chr. kämpfte Antiochus im sechsten syrischen Krieg erfolgreich gegen Ägypten. Nach seinem Sieg bei Pelusium konnte er das ganze Niltal besetzen und Alexandria belagern..
Dies führte allerdings zu einer Intervention Roms... Auf eine demütigende und ultimative Art und Weise wurde Antiochus von einem römischen Gesandten zum Rückzug aufgefordert.

Um ein militärisches Eingreifen Roms, welches kurz zuvor Mazedonien unterworfen hatte, abzuwenden, musste Antiochus auf diese Forderung eingehen und sich nach Syrien zurückziehen.


Es ist sicher, dass 168 v.Chr. dieser schreckliche Komet erschienen war;
und es ist sicher, dass Antiochus 168 v.Chr. in Ägypten gesiegt hatte.

Und es ist sehr plausibel, was wir bei wikipedia lesen:
Rom hat die Macht, den Rückzug des Antiochus zu erzwingen erst nach dem Sieg über Perseus.
Dieser Sieg war deshalb mit großer Sicherheit am 22.Jun 168 v.Chr. gewesen - und nicht 4 Jahre später !


Ich nehme deshalb auch an,
dass der Komet von 168 v.Chr. eine große Rolle spielte bei den Ereignissen jenes Jahres. 

Der Komet war wohl der Auslöser gewesen für den Zug des Antiochus gegen Ägypten.

Und die Griechen hatten vor der Schlacht von Pydna sicher nicht nur Angst wegen der Mondfinsternis, sondern sicher auch wegen der Kometenerscheinung kurze Zeit zuvor !


Noch eine kleine Überlegung zum Schluss:

164 v.Chr. war das Herbstäquinoktium am So 26.September.

Es ist extrem unwahrscheinlich, dass die Römer im Herbst dieses Jahres nach Griechenland kommen,
um dort Krieg zu führen - Kriege führt man im Frühling oder Sommer !

Plutarch bemerkt:
Es war der vierte Tag nach dem Sieg über Perseus,
und in Rom sahen eine Menge Leute Pferdewettrennen... 

Wenn der Sieg über Perseus am 22.Jun 168 v.Chr. war, dann war 4 Tage danach der 26.Juni.
An dem Tag war Sonntag - und der Tag der Sommersonnwende.
Gleich zweimal ein Tag der Sonne. Das kann man doch feiern !


Wer jetzt die folgenden Auszüge aus Band V durchschaut wird bemerken, dass ich dort noch für den 3.Okt 164 v.Chr. plädiere.
Nun gut - das tue ich heute nicht mehr und werde dies in Band V korrigieren.


- warum 168 v.Chr. sicher ist -


Dr. J. Zech hatte schon im 19.Jahrhundert die wichtigsten Finsternisse des Altertums analysiert.
Von ihm lernte ich ja zuerst.

Dr. J. Zech wunderte sich zwar auch, warum Livius "am Ende des Sommers" sagt,
obwohl die Finsternis doch eindeutig am 21.Juni 168 v.Chr. geschah.

Warum hielt er und alle anderen Astronomen und Historiker an der Mondfinsternis vom 21.Jun 168 v.Chr. fest - obwohl die übliche Rechnung eindeutig nicht mit der Überlieferung übereinstimmt ?

Gemäß der heute noch üblichen Rechnung ging der Mond verfinstert auf - während die Überlieferung sagt, der Mond sei unverfinstert aufgegangen, habe hell geleuchtet und sich erst danach plötzlich verfinstert.

Warum also halten Astronomen und Historiker trotzdem fest an der Mondfinsternis des 21.Jun 168 v.Chr. ?

Den Grund nannte schon Dr. J. Zech:
das Jahr ist richtig, denn 168 v.Chr. wurde Aemilius Paullus zum zweiten Mal zum Konsul gewählt
(das erste Mal 181 v.Chr.) und nach Griechenland geschickt.

Dies ist verzeichnet in der "Liste der römischen Konsuln" und die gilt als absolut sicher.


 aus Band V:


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